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Teil 1: Die PRINCESS (ex CAROLA) (veröffentlicht in FSM 2/1994)

Im Frühjahr 1964 übernahm die Linjebus International AB, Helsingborg, zwei nagelneue Schwesterschiffe von der Öresundsvarvet in Landskrona. Lange Jahre fuhren die beiden Fähren auf zwei Linien über den Öresund. Und der Zufall wollte es, daß die Fährschiffe nach kurzer Zeit der Trennung wieder im einem Gewässer verkehren sollten.

Der erste Teil dieses Berichtes befaßt sich mit der jüngeren Schwester, der CAROLA, die ihren Namen am 22. April 1964 von Anna-Lisa Salomonsson erhielt. Das am 11. November 1963 mit der Baunummer 194 bei der Öresundvarvet/Landskrona (baute z. B. ebenfalls die TRELLEBORG 2 von der Hansa-Linie Anfang der 1980er Jahre) vom Stapel gelaufene Schiff, sollte auf der Linie Helsingborg-Helsingör die älteren Einheiten BETULA (1) und PRIMULA unterstützen.

Nach einer Einladungsfahrt am 26. April pendelte das zunächst unter dem Kommando von Kapitän Oscar Ekroth stehende Schiff ab dem 28. April dann 27 Jahre zwischen Schloß Kronborg und Kärnan. Dabei wechselte es dreimal seinen Anstrich, ohne jedoch seine Grundfarben blau und weiß jemals zu ändern. Mitte der siebziger Jahre wurde aus dem mit Pfeilen umschwungenen Reedereiemblem ein einfaches "LB" und an der Bordwand prangten die Buchstaben "LB Färjorna". Ein weiteres Mal wurde die Beschriftung Ende 1980 geändert, als die Scandinavian Ferry Lines AB, Malmö, am 21. November das Schiff für 7.160.000 SEK kaufte und die Route von LB übernahm. Die Buchstaben SFL und die Linie waren nun am Rumpf angemalt. An Bug und Schornstein war das Zeichen des neuen Eigentümers zu sehen: Drei Wellen, die zwei Pfeile verbinden.

Im denselben Jahr war es zu einer leichten Kollision mit der ebenfalls zur Reederei gehörenden Fähre URSULA gekommen, die aber keine weiteren Folgen hatte. Ebenfalls glimpflich verlief ein Zusammenstoß mit einem der Sundbusse, die ebenfalls zwischen Schweden und Dänemark verkehren, der JEPPE, drei Jahre später.

Im Januar 1985 wurde die CAROLA schließlich für kurze Zeit aus dem Dienst genommen und für 3,5 Millionen schwedische Kronen bei der Falkenbergs Varv renoviert. Das inzwischen 21 Jahre alte Fährschiff bekam eine neue Einrichtung und erhielt den neuen SFL-Anstrich: Mehr weiß und ein dicker blauer Streifen mit SFL am Rumpf, dazu rund um den Schornstein ein Ring um das Reederei-Emblem. Die Silhouette dagegen blieb bestehen, es erhielt keine Anbauten und es wurde auch nichts entfernt. Das kleine Schiff mit den zwei Windhutsen kehrte auf seine Linie zurück, aber spielte fortan eine weniger wichtige Rolle, da die drei großen Schwestern BETULA, REGULA und URSULA ebenfalls umgebaut worden waren und ihre Kapazität sich deutlich erhöht hatte. Die CAROLA wurde in der Nebensaison oftmals nur als Verstärkung oder Vertretung eingesetzt. Mein Eindruck 1986, als ich an Bord gewesen bin, war auch, daß ihre Inneneinrichtung mit den anderen Schiffen nicht mithalten konnte. Trotzdem gehörte sie einfach zu den Fähren, die ich in zahlreichen Urlauben in Nord-Seeland ins Herz geschlossen hatte, vielleicht auch gerade deswegen.

Am 27. April 1989, fast auf den Tag genau 25 Jahre nach ihrer Indienststellung, beging die CAROLA ihre 156.250 Fahrt über den Öresund (durchschnittlich bedeutet das etwa 17 Fahrten pro Tag!). Sie hatte eine Strecke von 15 Erdumfängen hinter sich gebracht, dabei 30 Millionen Passagiere, 3 Millionen Autos, 80.000 Busse und 700.000 LKW transportiert. Zwei Jahre später jedoch machte das Schiff seine letzte Öresundüberquerung: Die SFL hatten sich mit der DSB zusammengeschlossen und die ScandLines gegründet. Zwei große Neubauten sollten hinzukommen, so daß für die CAROLA kein Bedarf mehr bestand. Die schwedische Reederei verkaufte die Fähre schließlich für 10 Mio. schwedische Kronen an die argentinische Tamul S.A. (Empresa de Nav. el Faro S.A.).

Am 7. November 1991 verließ die inzwischen in PRINCESS umbenannte CAROLA ihre erste Heimat, den Öresund, und nahm Kurs auf Kiel. Das während der Überfahrt unter Panama-Flagge fahrende Schiff (die argentinischen Behörden hatten die Eintragung in das eigene Register noch nicht genehmigt) passierte den Nord-Ostseekanal und machte sich auf die lange und stürmische Reise über den Atlantik. An Bord waren extra Schlafgelegenheiten eingebaut worden. Das Schiff fuhr bereits unter der neuen Besatzung, lediglich drei Schweden waren dabei.

Vom Rio de la Plata aus verkehrt die PRINCESS seitdem zwischen Buenos Aires und Juan Lacaze, meinen Recherchen nach ein kleiner Hafen in der Nähe von Montevideo/Uruguay, das muß aber nicht so sein.

Ihren Grundanstrich hat sie auch dort behalten, lediglich das SFL an der Seite ist verschwunden und am Schornstein prangt ein neues Symbol. Am Bug hingegen ist noch das alte SFL-Logo zu sehen. Soweit auf mir vorliegenden Photos nachzuvollziehen, befindet sich die Fähre in einem recht guten Zustand. Wie mir berichtet wurde, ist die Besatzung auch sehr stolz auf ihr Schiff. Während der Liegezeit durfte die Brücke besichtigt werden und es wurde sogar eine Einladung zur Mitfahrt angeboten.

Als ich vor drei Jahren mit Carsten Watsack über den Verbleib der CAROLA noch rätselte, vermuteten wir einen "sozialen" Abstieg des Schiffes. Ob es sich wirklich so verhält, soll sich nun jeder selbst überlegen. Tatsache ist, daß die Argentinier sehr zufrieden mit ihrem Schiff sind und daß 1993 auch die ältere Schwester der PRINCESS, die DANA STAR (ex DANA SCARLETT), Kurs auf den Rio de la Plata nahm. Dazu jedoch im zweiten Teil in einem der nächsten Fährschiffahrtsmagazine.

An dieser Stelle Dank an Anders Ahlerup aus Schweden, der mir Daten zum Lebenslauf zustellte, und an Roberto Ross aus Argentinien, der sich in Buenos Aires auf die Suche nach der PRINCESS machte und sie photographierte.

[Ergänzung von der Homepage von Micke Asklander:

1992. Upplagd.

2004 11. Sald till okant rederi, Buenos Aires, Argentina.

2006. Ombyggd till Casinofartyg. 

Teil 2   Aus DANA SCARLETT wurde DANA STAR  (unveröffentlicht)

Im zweiten Teil dieser Dokumentation geht es nun um die DANA SCARLETT, die ältere Schwester der CAROLA, welche Ende 1993 ebenfalls nach Argentinien gelangte.

Die Baunummer 190 der Öresundsvarvet lief am 18. September 1963 in Landskrona vom Stapel. Man gab den Schiff den Namen DANA SACRLETT, wobei auch hier schon der Name CAROLA geplant war. In einem Prospekt der "Scarlett-Line" Mitte der Achtziger Jahre wurde ein Bezug mit dem Film "Blamet fra vinden", dessen deutsche Übersetzung sich wohl jeder denken kann, hergestellt. Inwiefern dieses jedoch zutrifft, ließ sich nicht klären.  

Am 19. Februar 1964 übernahm die Linjebus International AB, Helsingborg, den Neubau. Tags darauf nahm die DANA SCARLETT ihren Liniendienst zwischen Landskrona und Kopenhagen auf. Ihr Anstrich glich dem der "kleinen Schwester": Blauer Rumpf, weiße Aufbauten. Am Schornstein hatte sie allerdings nicht die Buchstaben "LB", sondern "SL" für "Scandinavisk Linjetrafik AB". Auch war ihr Heimathafen Landskrona geworden.  

Ihr erstes Jahrzehnt verbrachte die Fähre im südlichen Öresund. Erst als die "Scandinavisk Linjetrafik" 1974 die STELLA SCARLETT (siehe GELTING SYD-Artikel) übernahm, wurde die DANA SCARLETT hier beschäftigungslos. Zum Jahreswechsel 1975 wechselte sie in den Norden zur Helsingör-Helsingborg-Route. Dort verstärkte sie nun die Dienste der LB, welche mit der SL eng zusammenarbeitete, was sich z. B. bei gemeinsamen Fahrplänen widerspiegelte.

Von der CAROLA nur noch durch den Namen zu unterscheiden, diente sie im Sommer als Verstärkungsschiff und im Winter als Werftablösefähre. Wie alle anderen Fähren der Verbindung, CAROLA, URSULA, BETULA (2) und REGULA, wechselte auch sie am 21. November 1980 den Besitzer und dampfte fortan für die Scandinavian Ferry Lines (SFL). Ihr Kaufpreis lag etwa 7,5 Mio. SEK. Der Liniendienst blieb jedoch unverändert. Auch der Heimathafen der DANA SCARLETT wurde zunächst nicht gewechselt, erst 1983 erschien Helsingborg am Heck.

Inzwischen war es der Linie Kopenhagen- Landskrona gar nicht gut ergangen. Die beiden Fähren STELLA SCARLETT und SVEA SCARLETT hatten verkauft werden müssen, und nun suchte eine neue Reederei, deren Name "LT-Linjen" lautete, nach einem neuen Schiff. So kam es, daß die DANA SCARLETT im August 1984 abermals für nun 7 Mio. SEK den Besitzer wechselte.

Die "Scandinavian Ferry Lines" hatten sich entschlossen, die drei großen Fähren BETULA (2), REGULA und URSULA umzubauen, was die DANA SCARLETT entbehrlich machte. Nach einer Werftzeit der CAROLA zu Beginn des Jahres 1985 war das Zwischenspiel bei Schloß Kronborg beendet. Ab dem 1. April 1985 befuhr das Schiff wieder seine Stammroute zwischen Kopenhagen-Tuborghafen und Landskrona. Die SFL-Aufschrift an Bug und Bordwand wurde übertüncht.

1989 änderte die Reederei ihren Namen offiziell in "Scarlett-Line". Und aus irgendeinem Grunde, wozu auch immer, strich man in den Folgejahren die weißen Abgaspfosten blau.

Der 12. August 1990 mag in dem langen Lebenslauf der kleien Fähre wohl ein normaler Arbeitstag gewesen sein, für mich war es jedenfalls der Tag, an dem ich die DANA SCARLETT näher kennenlernte.

Wie das Datum besagt handelte es sich um einen Tag in der Hauptreisezeit, zudem war es auch noch ein Samstag. Aber davon war an Bord nichts zu spüren. Die drei kleinen Kioske waren schwach frequentiert, das Restaurant im vorderen Teil des Schiffes nur zur Zierde gedeckt, das andere knapp belegt; lediglich in der Cafeteria herrschte ein kleines Treiben. Auf dem Oberdeck freigegebenen Schornsteindeck nutze kaum jemand die aufgestellten Tische und Liegeflächen. Ich genoß jedoch diese schöne Aussichtsfläche, die auf der CAROLA nicht zugänglich war.

Angesichts der Leere, die mich fragen ließ, wieviele Passagiere wohl im Herbst noch mitfahren würden, stellte ich mich schon damals darauf ein, daß diese Linie wohl keine große Zukunft mehr haben würde. Dabei tat mir das Schiff selbst irgendwie leid, denn es gefiel mir insgesamt sehr gut.

Wie dem auch sei: Wenig später nahm das Schicksal seinen Lauf: Die Probleme begannen im Februar 1992 akut zu werden: Die Tilgung der Schulden, die damals 3 Mio. schwedische Kronen betrugen, war nicht mehr möglich. Auf die DANA SCARLETT wurde ein Pfandbrief ausgestellt. Bald konnten die Hafengebühren nicht mehr bezahlt werden. Im September 1992 gab die dänische Muttergesellschaft der Scarlett-Line einen Kapitalzuschuß von 6,5 Mio. SEK.

1993 wurde die vorerst letzte Runde der Kopenhagen-Landskrona-Route eingeläutet. Da Löhne ausgeblieben waren, wurde das Schiff am 25. Januar bestreikt. Tags darauf konnte der Betrieb jedoch schon weitergehen. Im Juni war dann von schwedischer Seite Schluß, die Scarlett-Line ging in den Konkurs. Die dänische Muttergesellschaft charterte aus der Konkursmasse das Schiff zurück, der Verkehr wurde aufrecht erhalten.

Doch auch die letzten Monate unter dänischer Regie standen unter keinem guten Stern. Die Verlade-Klappe in Landskrona funktionierte nicht mehr und an Bord der DANA SCARLETT gab es sowohl in der Küche als auch in den sanitären Anlagen unerfreulichen Besuch. Schließlich kaufte die Reederei das Schiff noch für 4,5 Mio. SEK, trudelte aber ebenso in die roten Zahlen.

Im Oktober hieß es, daß die Fähre nach Italien für 6,5 Mio. SEK veräußert worden sei. Tatsächlich folgte die DANA SCARLETT nach dem Konkurs der dänischen Reederei wenig später für 802 000 US-Dollar ihrer kleinen Schwester nach Buenos Aires.

Alle Verzweiflungstaten der Reederei (zuletzt hatte man noch die SUPERFLEX BRAVO und die SUPERFLEX HOTEL als SVEA SCARLETT und FREJA SCARLETT gechartert) schlugen fehl, sie wurde ein Opfer der Zeit.

Die starke Konkurrenz in Helsingör (nach Helsingborg) und Dragör (nach Limhamn) sowie das Dan-Link-Projekt werden die Scarlett-Line schließlich in den Konkurs getrieben haben. Das alles war wohl absehbar. Mit einem relativ kleinen Schiff allein war auf einer echt langen Strecke (75 Minuten) kein Gewinn zu machen. Das Ende ihrer Stammroute bedeute für die DANA SCARLETT, Abschied aus dem Öresund zu nehmen.

[Ergänzung: Zunächst sollte sie als DANA STAR für die Free-Port Importation, Buenos Aires den Verkehr nach Cologna aufnehmen. Ob sie wirklich gefahren ist, weiß ich nicht, sie war lange in Buenos Aires aufgelegt (siehe Photos!) und fährt seit 1996 als ADI SAVUSAVU für Beachcomber Island resort & cruises Lautoka auf den Fidschi-Inseln. “Welch eine Karriere für eine kleine Öresund-Fähre!”]

Zuletzt einmal mehr Dank an die Helfer, ohne die dieser Artikel nie zustandege- kommen wäre, an Anders Ahlerup, der mir die Daten übermittelte und an Gerd Leidenberger, der die DANA STAR in Argentinien erwischte. Mögen die beiden schmucken, alten Schiffe noch viele zufriedene Menschen befördern können.

 

 

DANA SCARLETT

CAROLA

Länge

65,31 m

65,31 m

Breite

16,46 m

16,46

Tiefgang

4,7 m

4,7 m

Rufzeichen

SIJK

ESZJ

Klasse

100A1 Klass 3

100A1 Klass 3

Maschine

Klöckner-Humboldt-Deutz SBV 8M-545

Klöckner-Humboldt-Deutz SBV 8M-545

Leistung

2640 PS / 1669 kW

2640 PS / 1969 kW

Geschwindigkeit

13,5 kn, max. 14,75 kn

13,5 kn, max 14,75 kn

Tank

69 ton

69 ton

Verbrauch

11-13 ton/Tag

11-13 ton/Tag

Passagiere

700

700-703

Betten

6

0

Wassertank

389 ton

389 ton

Autos

65-75

65-75

LKW

11 á 18 m

11 á 18 m