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Eine Kleine unter den Großen -
die WINSTON CHURCHILL

Wenn die DFDS-Tochter Scandinavian Seaways im nächsten Frühjahr ihr Streckennetz um die neue Linie Hamburg-Newcastle erweitert, dann wird der Hafen der Hansestadt regelmäßig von einem der wohl schönsten Fährschiffe in Nord- und Ostsee benutzt, nämlich von der WINSTON CHURCHILL.

Das mit 25 Jahren älteste und zugleich auch kleinste Fährschiff der Gesellschaft wird dann jeden vierten Tag um 16.30 Uhr die Elbe hinuntergleiten und am nächsten Tag um 15.00 Uhr den britischen Hafen am Tyne erreichen, den es seit vielen Jahren bereits mit Esbjerg verbindet. Aber nicht nur hier ist die Fähre schon ein alter Bekannter, denn in seinem Schiffsdasein hat es schon so manchen Pasagier über Nord- und Ostsee befördert.

Am 14. Juli 1965 wurde die WINSTON CHURCHILL bei der Cantieri Navale del Tirenno e Riuniti S.p.A. in Genua bestellt, um einen gleichwertigen Partner für die ENGLAND, die seit einem Jahr die Fährlinie von Esbjerg nach Harwich bediente, zu erhalten. Als Baukosten wurden 51 Millionen dänische Kronen veranschlagt. Am 15. Januar 1966 wurde die Baunummer 277 kielgelegt und am 25. April 1967 erfolgte der Stapellauf, der wegen schlechten Wetters um drei Tage verschoben werden mußte. Einen Monat später stellte man das Schiff fertig und überführte es nach Esbjerg. Am 30. Mai fand in Greenwich die Taufe auf den Namen des großen britischen Premierministers statt, worauf es den Englanddienst aufnahm.

Neustrukturierungen der Passagiereinrichtungen wurden 1971 bei einem Umbau in Helsingör bei der Helsingör Skibsvaerft & Maskinbyggeri A/S vorgenommen. Dabei erhöhte sich die Zahl der Fahrgäste [von 124 in der 1. und 274 in der 2. Klasse sowie 64 an Deck] auf 590. Bis zum Mai 1978 blieb die WINSTON CHURCHILL auf dieser Linie. Dann wurde sie durch den Neubau DANA ANGLIA ersetzt und auf die Linie Esbjerg-Newcastle verlegt. Hier ist das Schiff bis heute verblieben, auch nachdem man ab 1981 den Verkehr in den WIntermonaten einstellte. Aber in den Sommermonaten war es auch oft auf anderen Verbindungen eingesetzt.

Jährlich diente sie bis 1983 als Ersatzfähre für die DANA REGINA und die DANA ANGLIA im Mai auf ihrer Stammroute, im Sommer lief sie seit 1979 auch Göteborg an. Und auf einer dieser Reisen passierte es: Die CHURCHILL hatte am 29. August 1979 kurz nach Verlassen des schwedischen Hafens Grundberührungen. Die Passagiere wurden gerettet, das Schiff zurück in die Lindholmens Varv und später zur Frederikshavn Vaerft geschleppt. Erst im März des folgenden Jahres konnte die Fähre wieder in Dienst gestellt werden.

Ein Jahr später bediente sie zum ersten Mal die Verbindung Esbjerg Thorshavn. Bis zur Einstellung des Verkehrs im letzten August verkehrte sie im Sommer auf diesem Weg, lediglich 1984 wurde der dänische Abfahrtshafen geändert, und die Passagier in Kopenhagen gelandet. Im August 1985 charterte die Haahr Bunker Oil A/S das Schiff für eine Fahrt zwischen Esbjerg-Vejle-Kopenhagen.

Die CHURCHILL war mittlerweile fast zwanzig Jahre alt geworden. Es schien, daß man keine Fahrtgebiete für den Winter finden konnte und vielleicht für den Sommer auch ein Schiff hätte chartern können.

Wie auch immer, am zweiten Weihnachtsfeiertag desselben Jahres verkaufte DFDS die Fähre an die Mols-Linien in Esbjerg. Diese Linie hatte der DFDS bis 1984 sogar selber gehört, bis die großen Defizite des Konzerns zur Trennung zwangen. Aber schon im folgenden September kaufte man das Schiff zurück und sparte dabei sogar 1,4 Millionen Kronen ein, es war also ein lohnendes Geschäft gewesen [wobei ich damals nicht recherchiert habe, ob die Krone in diesem Zeitraum nachgelassen hat.].

Die WINSTON CHURCHILL im Frühjahr 1985 in Esbjerg. Am Bug sind die Spuren des jahrelangen Kampfes gegen die Nordsee erkennbar.                       Photo: H. Schöttker

Im Winter 1986/87 wurde die CHURCHILL als Flüchtlingsheim in Kopenhagen genutzt. Dann wartete auf sie eine ganz neue Aufgabe: Im Mai startete das Schiff ein Kreuzfahrtprogramm, das sieben Reisen zum Nordkap vorsah. Selbstverständlich blieb aber der Verkehr während der Hochsaison auf den angestammten Strecken bestehen.

Die Nordkapreisen waren zu einem solchen Erfolg geworden, daß sie 1988 wiederholt und dazu noch um zwei Ostseekreuzfahrten im September ergänzt wurden. Ab dem 1. September ist das Schiff im Dansk International Skibsregister (DIS) verzeichnet. Anfang 1989 hatte die WINSTON CHURCHILL dann eine dreimonatige Werftzeit in Rendsburg bei Nobiskrug.

So gerüstet ging sie in eine weitere Kreuz- und Linienschiffahrtsaison. Im Winter nutzte man sie in Stockholm wiederum als Flüchtlingswohnschiff. 1990 wurde der Fahrplan mit einer Großbritannien- Kreuzfahrt erweitert, die 1992 in abgewandelter Form wiederholt wurde. Auch gab es zwei verschiedene Norwegenfahrten und die Ostseetour. Und ab 1993 kommt sie dann nach Hamburg...

Die WINSTON CHURCHILL hat sich während ihrer Dienstzeit äußerlich nie markant verändert, sieht man von der zusätzlichen Postierung zweier Rettungsboote und Kleinigkeiten einmal ab. Lediglich der Anstrich wechselte von Zeit zu Zeit. Bis Anfang der siebziger Jahre war der Rumpf grau gestrichen und der Schornstein traditionell rot mit schwarzem Band und Malteserkruez im blauen Ring. Ab 1971 führte die DFDS mit der Eröffnung von Mittelmeerdiensten den weißen Anstrich ein, und statt des Schiffsnamens prangte auch an der CHRUCHILL in blauen Lettern die Aufschrift DFDS Seaways. 1982 [das haut nicht hin, 1985] bekam das Schiff die drei heutigen blauen Streifen. 1988 änderte sich die Aufschrift in Scandinavian Seaways. Auch wurde die Schornsteinkante mit einer schwarzen Kappe versehen.                                            Ralph Christian Schöttker (16)

Länge über alles

140,25 m

Breite

20,53 m

BRT/GT

8657, 1999: 10513.

tdw

1790

Geschwindigkeit

21 kn

Antrieb

2 Dieselmotoren 2SA, Typ B&W 1050-VT2BF-110

Passagiere

124 1. Klasse, 274 2. Klasse, 64 an Deck; 1971: 599; 1992: 840.

PKW

180

Artikel veröffentlicht in “Fährschiffahrtsmagazin Nr. 1, Dezember 1992”. Dabei handelt es sich um die heute unter dem Namen “Ferries - Das Fährschiffahrtsmagazin” publizierte Zeitschrift.

Ergänzungen zum Lebenslauf der WINSTON CHURCHILL seit Dezember 1992:

1993/1994: Hamburg - Newcastle. Wegen zu geringer Kapazität von der KING OF SCANDINAVIA abgelöst.
1995: Eröffnung der Route Ijmuiden-Newcastle.
1996: Geplante Eröffnung der Route Ijmuiden-Kristiansand.
10/04/1996: Brand im Hilfsmaschinenraum, daraufhin zum Totalverlust erklärt.
07/1996: An Emerald Empress Holdings Ltd., Kingstown/St. Vincent. Umbenannt in MAYAN EMPRESS. Geplanter Einsatz ab Frühjahr 1997 zwischen Miami und Mexiko, das Schiff nimmt diesen Dienst aber niemals auf, sondern bleibt in Stavager an der Umbauwerft liegen.
12/2000 Nach Oslo verholt.
2002: Nach Ölen/Norwegen in die Westcom Shipyard überführt.
11/2003: An Veesham Shipping, Dubai.
19/12/2003: Abfahrt nach Indien.
22/01/2004: Ankunft in Alang zum Abwracken.