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Gabi und Jürgen Behrmann
„Die Rückkehr der Blumenkinder“ oder „Schreib´ das bloß nicht so ernsthaft, wir sind eine fröhliche Familie!“

Der aufmerksame Leser dieser nun schon über drei Jahre alten Rubrik ist es gewohnt, daß ihm in jeder Ausgabe ein Trainer aus dem Jugend- oder Seniorenbereich des TV Grambke vorgestellt wird. Und das wäre wohl auch immer so weiter gegangen, hätte ich nicht irgendwann auch Jürgen Behrmann näher vorstellen wollen. In dem äußerst Gespräch in unserer Vereinsgaststätte wurde nämlich schnell klar: Kein Jürgenkurzweiligen ohne Gabi, und so berichte ich dieses Mal erstmals über ein Trainergespann.

Auf einem Campingplatz in Braunlage steht ein Wohnwagen mit Bremer Kennzeichen. Darauf ein paar Aufkleber von der französischen Atlantikküste und von Niederbühren. Zweifellos Anzeichen für die sommerlichen Aufenthaltsorte dieses mobilen Gefährts. Die Besitzer, ein Ehepaar so um die fünfzig, sind gerade vom Ski-Langlauf zurückgekehrt und machen es sich so richtig gemütlich. Sie liest in einem dicken Schmöker von Johannes Mario Simmel, er verschlingt genüßlich einen Band von Alexander Kirsten.

Abends wollen die beiden noch einmal losziehen. Irgendeine Gaststätte werden sie schon finden, wo sie mit ihren Freunden und Bekannten Skat oder Doppelkopf spielen, fröhlich alle Neune auf der Kegelbahn abschießen oder einfach nur in geselliger Runde klönen können. Vielleicht läßt sich auch noch eine Disco finden, die gute Musik spielt. Es muß ja nicht gerade Techno sein, ansonsten ist vom Oldie bis zum Chartbreaker alles akzeptiert, wonach man tanzen kann. So eine richtig kesse Sohle auf´s Parkett zu legen, das wäre genau das richtige.

Ja, so könnte das Leben von Gabi und Jürgen Behrmann heute aussehen, wenn da nicht die jüngere Tochter Diane vor anderthalb Jahren angefragt hätte, ob der Herr Papa ihr nicht bei der weiblichen D-Jugend helfend zur Seite stehen könnte. Eigentlich war die Betreuer-Tätigkeit bei Handballmannschaften für Jürgen schon seit ein paar Jahren abgeschlossen gewesen. Es kostete Diane viele Mühen, um ihn letztendlich zu überreden, und Frau Gabi stimmte erst zu, als festgelegt wurde, daß Jürgen nur Co-Trainer werden würde. So wurde dann ein schon längere Zeit verschlossenes Buch Handballgeschichte wieder ein bißchen geöffnet.

Wenn wir in diesem (natürlich nur gedachten) Buch ein wenig zurückblättern, erfahren wir, daß Jürgen im zarten Alter von elf Jahren erstmals mit dem Handball in Kontakt getreten ist. Bei der SG Oslebshausen kämpfte er im blauen Trikot anfangs noch auf dem Großfeld unter freiem Himmel um Siegeslorbeeren. Einen richtigen Trainer gab es damals noch nicht, zumindest keinen, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Vielmehr waren Jürgen (und auch Gabi) von Heinz Köhler, dem damaligen Jugendwart der Turnabteilung beeindruckt. Wenn es um Menschenführung geht, ist er noch heute ein Vorbild für die beiden.

Jürgen bleibt dem Handball zwar treu, entwickelt aber bald auch eine Vorliebe für die Volkstanzgruppe der SGO. Zu seinem Glück, denn dort trifft er auf die Nichthandballerin Gabi, die eine begeisterte Turnerin ist. Nach langen Verlobungsjahren wird er sie 1974 schließlich heiraten. Wenig später steht der erste Nachwuchs, Ines, vor der Tür, dem bald darauf Diane folgt.

Und dieser Nachwuchs spielt natürlich bald Handball bei der SGO! Einziges Problem: Es gibt keinen Trainer! Da treten zwei Gipsbeine auf die Bühne: Das rechte Gipsbein gehört Reinhard Winsinger, und das linke Jürgen Behrmann. „Zu zweit werden wir das schon schaffen!“ ist das Motto; und sie schaffen es. Von Woche zu Woche füllt sich die Halle immer mehr. Es hat sich herumgesprochen, wieviel Spaß das Training macht. Und die Arbeit trägt sogar Früchte: Bis zur Verbandsmeisterschaft drängen sich die Behrmann-Mädels vor.

Zehn Jahre lang verbringen Jürgen und die wenig später hinzugestoßene Gabi ihre Freizeit damit, mit den blau-weißen Mädchen zu trainieren und Punkte aus anderen Hallen herbeizubringen. Und immer wieder sind die Behrmanns für Überraschungen gut: Einmal, die erfolgreiche SGO-Jugend kehrt gerade von einem Turnier zurück, wird ein spontaner Abstecher zur 1. Herrenmannschaft organisiert. Gegen ein kleines Trinkgeld macht der Busfahrer einen Umweg über Ritterhude: Als die Truppe ankommt, liegen die „Großen“ abgeschlagen zurück. Am Ende gewinnen sie ganz knapp, und der Jubel ist groß.

Doch auch diese Zeit geht vorbei, Ines und Diane werden größer, und wechseln schließlich ausgerechnet zum Erzrivalen TV Grambke. Im Hause Behrmann kehrt Ruhe ein. Jürgen kann sich etwas mehr auf seinen Beruf konzentrieren: Der Schriftsetzer-Meister wird schließlich zum Verkaufsleiter der Druckerei Soller. Gabi, lange Zeit als Arzthelferin bei Unfallchirurg Tjaden beschäftigt, leitet jetzt Turngruppen und bietet Aerobic-Kurse sowie (noch heute) Koronalsport an.

Im April 2000 dann das Comeback: In die „Hinnerk-Mester-Halle“ zieht einer als Co-Trainer zurück, der einst gegen die Schützlinge eben jenes Hinnerk Mester gespielt hat. Ein wenig mulmig ist Jürgen dabei sicher gewesen, hätte er doch vor zehn Jahren nicht einmal im Traum geglaubt, jemals für die Gelb-Schwarzen nebenan aktiv zu werden. In Grambke jedoch wird er mit offenen Armen aufgenommen: Zuerst sind es die Mädchen der weiblichen D-Jugend, die ihn zu lieben beginnen, mit der Zeit wird der stets gut gelaunte Coach auch über die Mannschaftsgrenzen hinaus immer beliebter. Wenn montags Jürgens Markenzeichen, das fröhlich gesungene „Summ! Summ! Summ! Ich bin ein Blumenkind!“, einmal nicht ertönt, fehlt den Spielern und auch den Trainerkollegen etwas.

So regen sich auch starke Proteste, als Jürgen am Ende der Saison laut darüber nachdenkt, sich in Zukunft wieder mehr dem Harz und dem Ski-Langlauf zu widmen. „Wir hatten Angst, daß die Mädchen einfach aufhören, wenn kein Trainer da wäre. Sie haben darum gebeten, daß wir weitermachen. Also haben wir uns beide entschlossen, noch einmal als Team aufzutreten!“ erläutert Gabi, warum sie schließlich nicht nur die weibliche C-Jugend, sondern auch die B-Jugend übernahmen.

Sicherlich wird hier auch ein wenig Neugierde mit im Spiel gewesen sein, ob es ihnen auch jetzt noch gelingen könnte, Mädchen für den Handballsport zusammenzubringen. Die B-Jugend bestand zum Zeitpunkt der Übernahme nur aus vier Mädchen. Jetzt, kurz vor Saisonbeginn, haben die Behrmanns es bereits geschafft und eine vollständige Mannschaft auf die Beine gestellt. Das Erfolgsrezept: „Leistungshandball ist zwar etwas schönes, aber wir wollen beim Training auch die Freude in den Augen unserer Spielerinnen sehen, dann kommt schon alles andere.“ Zum Beispiel die Turniersiege in Habenhausen und Marßel, wo Familie Behrmann innerhalb eines Wochenendes gleich drei Pokale mit nach Hause neben konnte.

„Daß die Kinder auch heute noch so zu motivieren sind wie früher, das bestätigt uns bei der Arbeit und liefert gleichzeitig auch die Motivation zum Weitermachen.“ Zudem haben die beiden Ur-Oslebshauser viele nette Leute in Grambke (wieder) kennengelernt und fühlen sich auch recht wohl. So wird in den nächsten Jahren der Campingwagen ein wenig öfter leer sein und die eine oder andere Feier in der Nachbarschaft ohne die Behrmanns auskommen müssen. Dagegen werden die Grambker Trainerkollegen auf den Fahrten nach Ibbenbüren noch viel Spaß mit den beiden haben und nach dem Training in gemütlicher Runde bei Fred sitzen, jedenfalls solange, wie meine Jungs noch nicht von mir fordern, daß ich genauso oft Eis ausgeben muß wie Jürgen.

Und wenn sich die beiden irgendwann doch einmal zurückziehen? „Dann gucken wir bei der 1. Herren oder bei Diane und Ines zu.“ Denn: „Zuhause sitzen und Fernsehen gucken werden wir nicht!“

rcs

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